Verein Cordia

ME FECIT IN SEBATO

  • Concerto per violino, 2 violoncelli, archi RV 561

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    Ensemble Cordia, Stefano Veggetti

    Tiroler Geigen

    Die vorliegende Einspielung ist das bemerkenswerte Ergebnis der Initiative „Tiroler Geigen“, die der Verein Cordia veranstaltet, um sowohl den historischen als auch den zeitgenössischen Geigenbau Tirols bekannt zu machen. Aber gibt es denn heute, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, noch ein Fortbestehen der Tiroler Geigenbautradition?

    Südlich des Brenners ist der Geigenbau bereits seit Mitte des 17. Jahrhunderts nachgewiesen. Ein Matthias Alban aus Kaltern betrieb zusammen mit seinen Söhnen in Bozen eine florierende Werkstatt. Hier entstanden wunderbare Geigen, Bratschen, Kontrabässe und Lauten, die weitum sehr gefragt waren. Wohl auch deshalb versuchten andere Geigenbauer, diese Instrumente nachzubauen, und es tauchten sogar Fälschungen auf dem Markt auf. Dokumente weisen darauf hin, dass Peter Sebastian Wirnitzer und Johannes Eberhardt Steger im selben Zeitraum in Bozen Geigen gebaut haben. Der hervorragende Geigenbauer Johannes Jais, Sohn von Franz Jais aus Mittenwald, führte Mitte des 18. Jahrhunderts eine Werkstatt in Bozen. Rochus Gufler, Samuel Berner (Neustift) und Matthias Prather (St. Andrä) waren seit Ende des 17. Jahrhunderts in Brixen und Umgebung tätig. In dieser Zeit war Südtirol auch Durchzugsland für Geigenbauer aus Füssen und Mittenwald auf ihrem Weg in Richtung Süden. Ihr Ziel war Italien, wo sie sich günstige Bedingungen für ihren Beruf erhofften und die Geheimnisse des Geigenbaus von Cremona kennenlernen wollten. Zu den Etappen ihrer Reise gehörten Venedig, Verona, Cremona, Rom und Neapel. Jacobus Stainer, der wohl berühmteste Tiroler Geigenbauer, unterhielt ständige Handelskontakte zu den Kirchenmusikern von Brixen, Bozen und Meran. In Brixen stellte man ihn 1669 unter Häresieverdacht vor Gericht und verurteilte ihn zu einer Freiheitsstrafe. Ebenfalls in Brixen wird 1659 Matthias Goffriller geboren, der als einer der bedeutendsten Geigenbauer der Geschichte gilt. Möglicherweise hat er bereits mit zwölf Jahren bei Alban eine Lehre angetreten und hat auch Stainer bei einigen seiner Durchreisen in Brixen selbst kennengelernt. Goffriller verließ seine Heimatstadt für eine Lehrzeit in Linz und übersiedelte 1685 endgültig nach Venedig. Die Zeitspanne zwischen Ende des 18. Jahrhunderts und der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts weist nur wenige und nicht bedeutsame Zeugnisse eines Geigenbaues in Tirol auf.

    Die Südtiroler waren für ihre herausragende Handfertigkeit und schöpferische Ader in allen Bereichen seit jeher weitum bekannt. Um das Handwerk zu erlernen, arbeiteten die Lehrbuben in der Werkstatt des Meisters mit. Und die Werkstatt war weit mehr als der kleine Arbeitsraum, es war der Ort, an dem Ideen geboren wurden und begabte Handwerker daran arbeiteten, Visionen zu verwirklichen. Die vorliegende Cd ist der Mitschnitt eines Konzertes des Ensembles Cordia im Brunecker Ragenhaus, bei welchem alle Musiker auf Instrumenten des Geigenbauers Georg Mair aus St. Lorenzen gespielt haben, mit Ausnahme des Kontrabasses und der Laute. Geigenbauer zu werden, wenn man nicht als solcher geboren wird, ist ein schwieriges Unterfangen. Dies gilt umso mehr, wenn man es den alten Meistern nachtun will. Das ausgeprägte handwerkliche Geschick von Georg Mair, der von einer Dynastie von Schmiedemeistern abstammt, seine wissenschaftliche Ausbildung, die klangliche Einstellung seiner Instrumente in Absprache mit den Musikern und die Beharrlichkeit, mit welcher er seinen eigenen Weg im Geigenbau beschreitet, haben ihm in erstaunlich kurzer Zeit Meisterleistungen ermöglicht. Die vorliegende Einspielung ist der hörbare Beweis für seine Geigenbaukunst und bietet einen vorurteillosen klanglichen Eindruck von seinem Werk. Auch in Zukunft wollen wir uns für die Förderung einer gebietsgebundenen Geigenbaukunst einsetzen und sie den nachkommenden Generationen ans Herz legen. Wir hoffen, dass sich immer wieder junge Menschen dem Geigenbau zuwenden, damit diese edle Kunst nicht verloren geht.

     

    Georg Mair

    Sein erstes Instrument schuf er noch während seines mit Freuden ausgeübten Berufes bei GKN Sinter Metals, vielleicht als Kontrast zur Tätigkeit in der Industrie. Die Neugier auf den Instrumentenbau ließ ihn nicht mehr los. Die von seinem Vater handgeschmiedeten Werkzeuge für Holzbildhauer, bestens geeignet für den Geigenbau, ein Buch „I segreti di Stradivari“ von Federico Sacconi und ganz sicher auch die Begegnung mit Menschen wie etwa Stefano Veggetti und seinem Ensemble bei einer Probe in der Kirche von St. Lorenzen, die Begegnung mit Heinz Zelger, der seine erste Geige gestimmt hat, waren bestimmt entscheidend für den Entschluss, sich Kenntnisse im Geigenbau anzueignen. Der Kontakt mit Geigenbaumeistern und die intensive Auseinandersetzung mit Originalinstrumenten waren ebenso hilfreich wie die Rückmeldungen der Musikerinnen und Musiker, die auf seinen Instrumenten spielen. Weiterbildungskurse über den Instrumentenbau (Gambenbau in Fertans/ Frankreich, „The New Tool“ in der Geigenbauschule von Bilbao/Spanien) und über die Lackherstellung und Anwendung (Maria Zell, Trient, Schaffhausen) haben, wie man sieht und hört, seinen Instrumenten nicht geschadet. GM betrachtet den Geigenbau nicht als sein Hobby und schon gar nicht als netten Zeitvertreib. Er selbst bezeichnet sich aber als Dilettant, was von „delectare“ kommt, also „jemanden begeistern/erfreuen; liebhaben“.

    Video: Georg Mair, Geigenbauer aus St. Lorenzen

     

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